Die wichtigsten Fragen zum Thema Cushing in Kurzform:

Einleitung

Welche Arten von Cushing gibt es ?

Was ist der Unterschied zwischen den drei Formen ?

Woran erkennt der Besitzer, ob der Hund evtl. Cushing haben könnte ?

Woran erkennt der Tierarzt, ob der Hund evtl. Cushing haben könnte ?

Was ist, wenn die Laborwerte auf Cushing hindeuten ?

Wie sieht die Behandlung der Krankheit aus ?

Welche Medikamente gibt es ?

Wie sieht die Lebenserwartung aus ?

Einleitung :

 

Bei dieser Krankheit produziert die Nebennierenrinde zuviel Cortisol. Die erhöhte Kortisolbildung führt zu weitergehenden Schäden der inneren Organe wie Leber,  Nieren und/oder Bauchspeicheldrüse und hat u.a. Auswirkungen beispielsweise auf die Haarfollikel.

 

Welche Arten von Cushing gibt es ?

Man unterscheidet grundsätzlich das Cushing-Syndrom und Morbus Cushing (englisch: Cushing´s syndrome und Cushing´s disease) sowie den “iatrogenen” Cushing.

 

Was ist der Unterschied zwischen den drei Formen ?

 

 

 

 

 

 

 

 

Cushing Syndrom :

Einfach ausgedrückt befindet sich in der Nebennierenrinde (NNR) ein Adenom (Geschwulst, Tumor) oder ein Adenokarzinom (Krebsgeschwulst). Dieses regt die NNR dazu an, vermehrt Kortisol zu produzieren. Diese Form des Cushing kommt laut Studien in etwa 15% aller Erkrankungen vor. Man spricht auch von einem “adrenalen Cushing”. Etwa 15% aller Fälle sind adrenaler Ursache.

 

Morbus Cushing :

Hierbei ist der Auslöser ein -meist- gutartiger Tumor, der in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) sitzt. Der Tumor stimuliert die Hypophyse, ein Hormon namens ACTH in sehr hohen Mengen  auszuschütten. Dieses ACTH wiederum veranlaßt die NNR zu der erhöhten Kortisolbildung.

 

Iatrogener Cushing:

Die Ursache für diese Form des Cushing ist die kurzfristige, sehr hochdosierte externe Gabe von Kortikosteroiden, also Cortison von aussen. Manche Krankheiten können - wie beim Menschen auch - die Applikation von Cortison erforderlich machen. Unter Umständen führt das zu einem Cushing.

 

Woran erkennt der Besitzer, ob der Hund evtl.. Cushing haben könnte ?

 

 

 

 

 

Cushing ist klinisch (also das, was man als Besitzer beobachten kann) nicht immer erkennbar. Es gibt eine Reihe von Anzeichen, die für Cushing, aber auch für viele andere Krankheiten sprechen können. An den klinischen Beobachtungen läßt sich erstmal kein Rückschluss ziehen, denn nicht bei jedem Hund müssen die bzw.alle Symptome auftreten. Die häufigsten Anzeichen sind :

Anzeichen

medizinischer Fachbegriff

vermehrter Durst + vermehrtes Harnlassen

Polydipsie + Polyurie

verstärkter Appetit (Freßsucht)

Polyphagie

Stammfettsucht an Brust und Bauch (Hängebauch)

Adipositas

Haarausfall bis zur stellenweisen Kahlheit

symmetrische Alopezie

Hautveränderungen

u.a.Calcinosis cutis

Lebervergrösserungen

 

Hinterhandschwäche, schwankender Gang

Ataxie, (Pseudo-)Myopathie

Entzündungsanfälligkeit (spez. Urinaltrakt)

 

 

 

 

 

Woran erkennt der Tierarzt, ob der Hund evtl.. Cushing haben könnte ?

 

 

 

Um eine Krankheit zu diagnostizieren muss man erstmal an sie denken !

Dieser weise Satz trifft haargenau auf Cushing zu. Die möglichen Folgen der Krankheit (Leber- und Nierenvergrößerungen, u.U. akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, Infektionen des Urinaltraktes, Gebärmutterentzündungen bei der Hündin usw.)! können die eigentliche Ursache häufig verschleiern. Notwendige Untersuchungsmethoden sind :

  • grosses Blutbild mit Kortisolbestimmung
  • Röntgenbild Bauch (Abdomen)
  • Ultraschall Niere, Leber, Blase
  • Urin Cortisol/Creatinin-Faktor (UC/C Ratio)

 

Was ist, wenn die Laborwerte auf Cushing hindeuten ?

Deuten die bisher erlangten Erkenntnisse auf Cushing, so wendet der Tierarzt mehrere der verschiedenen Testverfahren (ACTH-Stimulationstest, Dexamethason-Suppressionstest - low dose oder high dose -, in selteneren Fällen auch eine ACTH-Bestimmung), an. Denn bis zu diesem Zeitpunkt ist zwar vielleicht die vorläufige Diagnose gestellt, die Ursache - also welche Cushingform vorliegt - ist aber noch nicht klar. Die o.g. Test zeigen einem erfahrenen Tierarzt meist die ganze Wahrheit. Aber Achtung : Studien belegen, dass etwa 15% der erkrankten Hunde durch die Tests trotzdem nicht zweifelsfrei diagnostiziert werden können ! Das mögliche sogenannte “negative Feedback” oder falsch positive Resultate müssen auf jeden Fall in Betracht gezogen werden !

 

Wie sieht die Behandlung der Krankheit aus ?

 

 

Abhängig von der Form des Cushing - und ich vernachlässige hier einmal die iatrogene Form - gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten :

medikamentös: das ist die am weitesten verbreitete Form

operativ: dies ist nur in Ausnahmefällen möglich. Ein NNR-Tumor ist dabei u.U. einfacher operativ zu entfernen. Eine OP des Hypophysentumores wird weltweit bisher lediglich an der Vet-Uni in Utrecht/NL durch Prof. Meij durchgeführt.

durch Bestrahlung: Fr.Dr. Kaser-Hotz von der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich berichtete auf dem ECVIM-congress 2005 von sehr guten Erfolgen bei der Bestrahlung von Hypophysen-Tumoren.

 

Welche Medikamente gibt es ?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

o, p´DDD, Mitotane (Handelsname Lysodren)

Lysodren ist ein chemotherapeutisches Medikament, welches seit 20 Jahren in der Cushingbehandlung eingesetzt wird. Es zerstört den Teil der NNR (Zona fasciculata), in der das Kortisol produziert wird. Die Verwendung ist zwar jahrzehntelang erprobt, trotzdem ist die Einstellung der richtigen Dosis mitunter schwierig. Bei Überdosierung stellt sich eine sog. “Addison-Krise” ein, d.h. die NNR produziert gar kein Kortisol mehr. Dauert dieser Zustand zu lange an (weil man es nicht rechtzeitig bemerkt und die Lysodrengabe nicht stoppt), dann wird aus dem Cushing ein Morbus Addison. Dies bedeutet, es müssen u.U. lebenslang substituierende Kortisolpräparate gegeben werden.

Richtig eingestellt und unter regelmässiger Überwachung durch den Tierarzt können mit Lysodren behandelte Hunde jedoch nahezu ihren normalen Lebenszyklus leben. Die Verbesserung der klnischen Symptome setzt - bis auf den Haarwuchs- übrigens meist binnen 1 Woche nach Therapiestart ein..Die Therapie setzt sich aus der sog. Ladephase mit täglicher Lysodrengabe für etwa 6-9 Tage und der anschliessenden Erhaltungstherapie mit Gabe alle 3-7 Tage (abhängig von den Ergebnissen der ACTH-Tests) zusammen.

 

Trilostane (Handelsname  Vetoryl, früher auch Modrenal)

Trilostane hemmt die Bildung von Progesteron und dadurch die Synthese verschiedener Steroide, darunter auch Cortisol und Aldosteron. Die vorher übermässige Kortisolproduktion wird so unterdrückt. Dieses Medikament wird in der Humanmedizin zur Behandlung von Brustkrebs bei Frauen angewendet. Trilostane ist in England derzeit das einzig zugelassene Medikament in der Cushingbehandlung, während es in den USA keine Zulassung hat. Sein Vorteil besteht darin, dass die oben beschriebene Blockade der Enzymsynthese reversibel ist und das Ziel der Therapie - im Gegensatz zu Lysodren - nicht die gewollte, dauerhafte Zerstörung der eigentlich “gesunden” Nebennierenrinde ist. Ein weiterer Vorteil ist die kurze Wirkdauer im tierischen Körper, die es ermöglicht, evtl. auftretenden Nebenwirkungen durch Absetzen der Medikation rasch entgegenzuwirken.  Trilostane wird i.d.R. 1x täglich verabreicht, eine Aufteilung der Tagesdosis auf 2 Gaben kann helfen,wenn das Tier zwar gute post-ACTH-Werte, aber nach wie vor klinische Symptomatik aufweist.

Im Gegensatz zu Lysodren wird bei Trilostane sowohl in klinischen Studien als auch von den mir bekannten Besitzern nur in sehr seltenen Fällen von  Nebenwirkungen berichtet. Komplikationen, speziell beim Vorliegen weiterer Erkrankungen, können jedoch wie bei jeder Krankheit bzw. jeder Medikation nie ganz ausgeschlossen werden.

 

Selegilline (auch Anipryl, L-Deprenyl, Selgian)

Selegilline ist ein Medikament, welches urspürnglich zur Behandlung der caninen cognitiven Dysfunktion (Wesensveränderungen) eingesetzt wurde und wird. In der Humanmedizin wird es zur Behandlung von Alzheimer-Patienten benutzt. Selegelline wird ausschliesslich bei hypophysärem Cushing angewendet. Entscheidend für die Wirksamkeit ist u.a. das Stadium der Erkrankung und die Ausprägung der Symptome. Wirkliche biochemische Verbesserungen können meist nicht erzielt werden, wohl aber -zumindest in frühen Stadien der Erkrankung- eine Verbesserung der klinischen Auffälligkeiten. Selegilline ist laut bekannter Studien nicht zur Therapie von Cushing empfehlenswert.

Ketokonazol (Handelsname Nizoral)

Über dieses Präparat weiss ich nicht genug, um eine Zusammenfassung abzugeben. In der “Links”-Sektion der Cushingseite finden sich jedoch einige Hinweise. Ich kenne keinen einzigen Patientenbesitzer, der Ketokonazol verwendet.

 

Wie sieht die Lebenserwartung aus ?

Grundsätzlich ist die Lebenserwartung eines gut medikamentös eingestellten Cushing-Hundes mit der eines gesunden Tieres nahezu vergleichbar. Natürlich kann es im Verlauf der Therapie immer wieder zu Problemen kommen, die durch Begleiterkrankungen verursacht werden und Dosisanpassungen erforderlich machen. Wichtig ist ein gutes Auge des Besitzers und eine optimierte tierärztliche Überwachung. Selbst bei problemlosen Verläufen ist eine Überwachung mittels ACTH-Tests im Abstand von 3 Monaten, in Ausnahmefällen auch 6 Monaten, angeraten.